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Pflanzenbasierte Kost als Chance

Eintönig, nährstoffarm und nur was für Weltverbesserer – Vorurteile über eine rein pflanzliche Ernährungsweise halten sich hartnäckig. Dass im veganen Trend aber auch eine große Chance liegt, möchten wir Ihnen in diesem Artikel aufzeigen und die Frage beantworten: Wie kann ich mein Gourmetangebot vielfältig gestalten und dabei all meine Gäste zufrieden stellen?

Der Prozentsatz jener Menschen, die sich rein pflanzlich (also vegan) ernähren, schwankt je nach Umfrage zwischen 1 und 3 %. Das mag wenig erscheinen. Fakt ist jedoch, dass immer mehr Menschen den Konsum tierischer Lebensmittel reduzieren. Flexitarier nennen sich diejenigen, die nur ab und zu Fleisch & Co zu sich nehmen. Die Beweggründe sind vielfältig: Da ist zum einen der Wunsch, Tierleid zu verhindern. Andere ernähren sich vor allem aus gesundheitlichen Gründen (fast) ausschließlich pflanzlich. Und schließlich ist da noch die Sache mit der Umwelt. Es ist seit Jahren bekannt, dass riesige Flächen an Regenwäldern für die Futterproduktion gerodet werden und die Meere durch Überfischung allmählich aus dem Gleichgewicht geraten. Kein Wunder also, dass sich so viele für eine vorwiegend pflanzliche Ernährung interessieren. Wie können Sie als Hotelier auf die Bedürfnisse und Wünsche dieser breiten Zielgruppe eingehen und dabei sowohl Ihrem kulinarischen Konzept als auch Ihren Traditionen treu bleiben?

Aufstriche aus regionalem Obst und Gemüse liegen im Trend.

Das Vorurteil, rein pflanzliche Kost sei langweilig, ist weit verbreitet. Wenn man genauer hinschaut, zeigt sich jedoch, wie vielfältig die vegane Küche sein kann – und wie bunt. Gerade ein kunstvoll präsentiertes Gericht aus farbenfrohem Gemüse wird auf Instagram zum Blickfang. Die Palette, an der Sie sich bedienen können, reicht aber noch viel weiter: vom Basilikumtofu bis zum Schnitzel aus Seitan oder Lupinen. Es geht jedoch auch ohne Fleischersatz aus Tempeh und ähnlichem. Aus Haferflocken oder Hülsenfrüchten lassen sich leckere Burgerpattys formen, die Ihre Gäste mit gesunden Ballaststoffen versorgen. In großen Mengen eingekauft, sind diese äußerst budgetfreundlich. Zum Frühstück gibt es Pfannkuchen ohne Ei (dafür mit Bananen) sowie Rührei aus Seidentofu. Überraschen Sie Ihre Gäste, indem Sie neben dem klassischen Sojadrink auch andere pflanzliche Drinks bereitstellen, zum Beispiel aus Hafer. Viele werden inzwischen in der Barista-Variante angeboten und eignen sich perfekt für das Aufschäumen von Cappuccinos. Nicht nur Veganer werden Ihnen danken, sondern auch all jene, die keine Laktose vertragen.

Wer zwar pflanzenbasiert kocht, aber sein Obst und Gemüse zum Großteil aus Übersee bezieht, schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch seinem Image. Der heimische Garten und die Wälder bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten. Experimentieren Sie mit Beeren und Pilzen und bringen Sie weniger verbreitete Gemüsesorten wie Pastinake auf den Tisch. Auch Soja für den menschlichen Verzehr wird heutzutage entgegen dem landläufigen Glauben großteils in Europa angebaut.

Pflanzenbasierte Gerichte aus besten regionalen Zutaten nutzen Ihnen allerdings nichts, wenn nicht auch das Rundherum stimmt. Geben Sie Ihren Gästen das Gefühl, dass sie bei Ihnen willkommen sind. Vegane Alternativen sollten keine Extrawünsche sein, sondern fester Bestandteil Ihrer Speisekarte. Dabei geht es nicht darum, einfach das Gemüse ohne den Braten zu servieren. Je kreativer Sie sind, desto länger werden Sie im Gedächtnis verankert bleiben, denn abwechslungsreiche pflanzenbasierte Gourmet-Gerichte sind im Alpenraum im internationalen Vergleich noch eine Seltenheit.

Wer pflanzenbasierte Kost serviert, sollte sein gesamtes Küchen- und Serviceteam miteinbeziehen. Informieren Sie Ihre Mitarbeiter über veganes Essen und helfen Sie ihnen dabei, Vorurteile abzubauen. Nur wenn Ihr Personal die Fragen Ihres Gastes beantworten kann, wird letzterer auch ein zweites Mal bei Ihnen speisen.

Letztendlich geht es nicht darum, tierische Produkte vollständig aus der Speisekarte zu streichen, sondern sich weltoffen und flexibel zu präsentieren. Sowohl im Speisesaal als auch bei pflanzenbasierten Gerichten selbst gilt nämlich so wie fast überall: Die Mischung macht’s.

Tierfreie Alternativen lassen sich mit kleinen Tricks einfach und geschmackvoll zubereiten.

Bringen Sie Ihren Gast auf den Geschmack

Nehmen Sie ein traditionelles Gericht, das bei Ihren Gästen beliebt ist, und kreieren Sie davon eine pflanzliche Alternative. Dies wird nicht nur Veganer erfreuen, sondern auch all jene, die im Urlaub gerne mal etwas Anderes ausprobieren. Eine weitere Idee ist es, ein veganes Gericht in ein mehrgängiges Menü einzubauen, zum Beispiel den Gruß aus der Küche oder das Dessert. So bringen Sie zusätzliche Abwechslung in Ihr Angebot und zeigen Ihren Gästen, wie lecker pflanzenbasierte Kost sein kann.

Bieten Sie einzigartige Experiences

Servieren Sie Ihrem Gast nicht nur vegane Gerichte, kochen Sie sie auch gemeinsam mit ihm. Kochkurse zeigen Ihren Gästen nicht nur, wie vielfältig die Küche in Ihrem Haus ist, sondern sind auch Erlebnisse, an die sie gerne zurückdenken werden. Welche bessere Möglichkeit gibt es, sich an den wunderbaren Urlaub zu erinnern, als die Köstlichkeiten zuhause nachzukochen und sie vielleicht sogar mit Freunden zu teilen? Durch derartige Experiences heben Sie sich zudem von der Konkurrenz ab.

Achten Sie auf Ihre Sprache

Vermeiden Sie Wörter wie „fleischfrei“. Sie möchten Ihren Gästen schließlich nicht vor Augen führen, worauf sie verzichten. Aus „fleischfreien Würstchen“ werden zum Beispiel „Gemüsewürstchen“. Führen Sie Ihre pflanzenbasierten Gerichte außerdem nicht in einer eigenen Liste an, sondern schreiben Sie sie unter dem Gang, zu dem sie gehören. Symbole wie ein grünes „V“ anstelle von „vegan“ und „vegetarisch“ sorgen für Übersichtlichkeit, ohne dass sie eventuell mit Klischees in Verbindung gebracht werden.

Konzentrieren Sie sich nicht nur auf die Küche

Auch diesseits der Küche können Sie bei Tier- und Umweltfreunden punkten. Das Courtesy-Set in den Zimmern besteht bereits aus tierversuchsfreien Kosmetika? Perfekt! Wie wäre es, wenn Sie in Zukunft auch im Schlafbereich auf tierische Produkte verzichten, indem Sie zum Beispiel keine Daunen mehr kaufen? Mit vielen kleinen Veränderungen können Sie Ihren Gästen das Gefühl geben: Hier werden meine Wünsche und die Gesundheit unseres Planeten ernst genommen.