BUSINESS TALK

Qualität vor Quantität

Die Corona-Krise hat das Leben drastisch verändert. Namenhafte Hoteliers erzählen von ihren einschneidenden Erfahrungen, unerwarteten Erkenntnissen und machen Mut für einen erfolgreichen Neustart.

Huwi und Renate Oberlader
Premium Eco Resort Priesteregg,
mama thresl, hendl fischerei
(Leogang/Salzburg)

Ihre Standorte sind nicht nur Urlaubsdomizile, sondern auch Locations für berufliche Veranstaltungen und private Feste. Corona hat Festen jeglicher Art einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie sind Sie mit diesem Rückschlag umgegangen?
Den Rückschlag haben wir massiv gespürt, vor allem in unserem „mama thresl”, in dem wir bisher ein Drittel unseres Umsatzes mit Business-Veranstaltungen gemacht haben. Der Lockdown hat gezeigt, dass die Technik Vieles ersetzen kann. Man „trifft“ sich auf den digitalen Plattformen wie Zoom oder Teams und schon ist das Business-Meeting organisiert. Demnach haben wir schon im letzten Sommer vermehrt auf Individualbuchungen gesetzt. Der Trend geht in diese Richtung und diese Branche wird sich schnell erholen. Trotz geöffneter Skianlagen konnten wir in unserem Mountain Club „hendl fischerei” keine Gastronomie anbieten und die Saison somit abschreiben. Wir waren nie ein klassischer Après-Ski-Betrieb, sondern haben versucht auf 1800 m ein gastronomisches Angebot auf hohem Niveau anzubieten. Die Corona-Restriktionen haben in der Gastronomie einiges verändert: viele Menschen auf engem Raum – das war vorbei und vielleicht ist es auch gut so. Das ständige „Höher, schneller, weiter” war in meinen Augen nie der Weg für die Zukunft. Corona hat sicher zum Umdenken bewegt: Qualität vor Quantität.

Die Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten spielt für Sie eine wichtige Rolle. War der Pandemie-Kontext noch einmal ein Beweis mehr dafür, dass regionale Kreisläufe grundsätzlich die erste Wahl sein sollten?
Ich bin der Meinung, dass erfolgreicher Tourismus nur dann entsteht, wenn jeder aus dem Urlaubsort davon profitiert. Hier spielt die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft eine große Rolle. Faire Preise sind oberstes Gebot. Was bringt es uns zudem, wenn der Gast beim Wandern dem Bauern begegnet, der über die Touristen schimpft? Wird Gastfreundschaft hingegen von einem gesamten Ort gelebt, verspüren dies auch unsere Besucher.

Wenn nicht live, dann zumindest virtuell. Sie bieten Online-Yogastunden an. Wie wurde dieses Angebot entgegengenommen?
Renate Oberlader: Yoga spielt bei uns seit vielen Jahren schon eine wichtige Rolle im Angebot. Das sollte uns Corona nicht nehmen und so ist diese Idee entstanden. Heute nehmen an unseren Stunden bis zu 150 Personen teil. Damit hätten wir nie gerechnet. Mittlerweile sind es nicht nur unsere Gäste, sondern viele Fans aus der Ortschaft, die in diesem Angebot eine Möglichkeit zum „Ausstieg” aus dem Alltag gefunden haben. Es ist unglaublich, wie dankbar die Leute dafür sind und wie viele unserer Stammgäste sich freuen, auf diese Weise mit ihrem Urlaubsort – wenn auch nur virtuell – in Kontakt zu bleiben. Sie sehen unser Panorama auf dem Bildschirm und sehnen sich nach uns.

Welchen positiven Ausblick wagen Sie für die Zukunft des Tourismus in den Alpen?
Ich bin hier sehr optimistisch. Das Potential der Alpenregion dank ihres Klimas wird uns auch in Zukunft – auch im Kontext des Klimawandels – sehr zugutekommen. Unser Bergklima ist wie geschaffen, um über das gesamte Jahr Urlaubs-Aktivitäten anzubieten. Ski– und Radfahren zu Ostern, warum nicht.

Dieses Interview wurde am 26.02.2021 geführt.