BUSINESS TALK

Kleines Hotel, großes Potential

Interview mit Dr. Richard Moser, Bauherr des Lifestyle-Hotels „The Panoramic Lodge“ im Sarntal. Er ist überzeugt: Durch die Nähe zu einem funktionierenden Skigebiet wurde seine Hotelinvestition erst möglich…

Herr Moser, Sie sind Wirtschafts- und Steuerberater sowie im Bau- und Immobiliensektor tätig – seit Kurzem auch im Tourismus. Was hat sie dazu bewegt?
Ich bin der Meinung, dass der Tourismus in Südtirol große Zukunftschancen hat. Die bisherige, positive Entwicklung ist auf drei wichtige Faktoren zurückzuführen: die Lage, der Zwei-Saisonen-Tourismus und die Gastfreundschaft. Südtirol liegt geographisch sehr günstig: In einem Radius von 300 Kilometer befinden sich große Ballungszentren wie Mailand und München, und wir sind auch ohne komplizierte Flugverbindungen relativ gut erreichbar. Aber auch aus europäischer Sicht ist unsere Lage vorteilhaft, was sicherlich mit ein Grund ist, warum Südtirol als Tourismusdestination gut dasteht. Selbstverständlich sind auch die Natur, die Berge und das Klima große Stärken, die Südtirol zum Anziehungspunkt machen. Darüber hinaus haben wir einen Zwei-Saisonen-Tourismus, der hervorragend funktioniert. Im Sommer punkten wir mit einem idealen Klima und im Winter mit verschneiten Bergen. Zudem gilt es, die Gastfreundschaft hervorzuheben: Wir Südtiroler sind ein freundliches und offenes Volk. Wir sind es durchaus gewohnt, international zu denken und auch die Mehrsprachigkeit kommt uns zugute. All diese Aspekte spiegeln sich im Tourismus wider.

1000 m2 Glasfassaden charakterisieren die Panoramic Lodge

Im Sarntal haben Sie eines der modernsten Lifestyle-Hotels Südtirols eröffnet: die Panoramic Lodge. Warum dieser Schritt?
Touristisch gesehen, besteht im Sarntal Nachholbedarf. Es verfügt über dieselben Potentiale wie viele andere Talschaften und dennoch sind das Passeiertal, das Pustertal und seine Seitentäler aus verschiedenen Gründen viel aktiver in diesem Wirtschaftszweig. Ich bin überzeugt: Das Sarntal hat großes Potential. Daher meine Überlegung, mehr in den Tourismus meines Heimatortes zu investieren. Aber das allein war nicht der Grund für die Eröffnung des Hotels. Die ganze Familie ist hinter dem Projekt gestanden, speziell meine Tochter Carmen. Sie hätte ohne weiteres eine Karriere als Skirennläuferin anstreben können, aber sie hat sich für ein Studium mit dem Schwerpunkt Tourismus und Management entschieden. Zur Überraschung von uns allen hat auch meine Tochter Sara ihr Interesse an der Führung des Hauses bekundet. Bis zum Beginn ihrer Facharztausbildung wird sie die Panoramic Lodge leiten. Meine Frau Renate hat sich um die Ausstattung und Einrichtung gekümmert. Kurz gesagt: In der Panoramic Lodge ist alles in Frauenhand!

Was sind die Stärken der Panoramic Lodge?
Die Panoramic Lodge ist in einem Gebiet gebaut worden, wo viel Ruhe herrscht und das wird sehr geschätzt. Das Sarntal hat noch relativ wenig Gästebetten, ist ein sehr weitläufiges Tal und bietet viel Platz. Hier bei uns kann man vom Hotel aus stundenlang auf ausgedehnten Wanderwegen spazieren, ohne dass man auf Menschen trifft. Mit der Bahn, die nur wenige Meter entfernt liegt, erreichen Gäste schnell eine gewisse Höhe und sind direkt im Wander- und Skigebiet Reinswald. Wir haben uns anfangs gedacht, dass es im Sommer schwierig werden würde, aber da hatten wir eine noch bessere Auslastung als im Winter – unglaublich! Wir waren überrascht, dass die Betriebsstrategie in so kurzer Zeit so gut funktionierte. Dieser Erfolg ist unter anderem auf die Wahl des richtigen Partners zurückzuführen. Mit Hannes Illmer hatten wir einen erfahrenen Berater an unserer Seite, der selbst im Sektor tätig ist. Er weiß, wovon er spricht. Ich selbst habe zwar Erfahrung im Hotelbau, aber die Führung war für uns als Familie totales Neuland. Ich bin überzeugt: Ein guter Berater ist immer eine gute Investition.

So sieht Wohnkomfort in der Panoramic Lodge aus

Aus architektonischer Sicht entspricht die Panoramic Lodge einem stilvollem „Glashaus“ mit alpinem Charme. Worauf wurde beim Bau besonders viel Wert gelegt?
Es war uns wichtig, die Natur ins Innere zu holen. So sind ca. 1000 m2 Glasfassaden entstanden, die es unseren Gästen ermöglichen, den wunderschönen Blick auf die Sarner Bergwelt zu genießen. Darüber hinaus haben wir großen Wert auf qualitativ hochwertige und heimische Materialien gelegt. Dabei waren uns auch Details sehr wichtig. Inspiriert von der alpinen Bauweise, haben wir primär Holz, Stein und Glas verwendet. Eine weitere Besonderheit der Panoramic Lodge ist mit Sicherheit, dass der Strom aus heimischer Wasserkraft gewonnen und die Wärmeversorgung durch eine eigene Holzpellet-Anlage gesichert wird. Im Prinzip produzieren wir unsere Energie vor Ort, und zwar aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen. Das wird von den Gästen sehr positiv wahrgenommen.

Die Panoramic Lodge verfügt über 30 Zimmer und Suiten. Wie ist es möglich, ein Hotel mit einer derart geringen Anzahl an Zimmern rentabel zu führen?
Wir hatten nicht viel Platz für den Bau, trotzdem ist es mithilfe unseres architektonischen Konzeptes gelungen, auf kleinem Raum ein Hotel zu bauen, das funktioniert, auch wenn nur 65 Gäste Platz haben. Ich bin überzeugt, dass die Bettenanzahl allein nicht immer die Garantie für den Erfolg ist. Eine bestimmte kritische Größe ist ideal, aber wenn die Führung gut ist, kann auch ein Hotel mit 30 Betten funktionieren.

13 Meter lang ist der Hotel-Pool, von dem aus die Sarner Scharte zu sehen ist

Die Panoramic Lodge liegt direkt an der Talstation des Skigebiets Reinswald. Sie selbst sind im Verwaltungsrat der Reinswalder Lift GmbH und haben maßgeblich dazu beigetragen, dass in die Aufstiegsanlagen investiert wurde. Wo steht Reinswald in einer Zeit, wo Skigebiete fusionieren und immer größer werden?
Reinswald steht auf mehreren Füßen. Es ist ein Ski-, Wander- und Naherholungsgebiet für die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden und Touristen gleichermaßen – im Grunde eine Sportarena im Freien. Das ist der größte Wert dieser Infrastruktur. Die Gäste schätzen es sehr, dass das Skigebiet nicht überlaufen ist, dass es viel Platz zum Skifahren bietet und dass von 8 bis 16 Uhr die Sonne auf den Pisten scheint. Darüber hinaus ist zu sagen, dass auch kleine Skigebiete eine Zukunft haben, wenn die richtige Organisation und Kostenstruktur besteht. Natürlich muss hier auch die öffentliche Hand mithelfen. Die Beiträge, die wir bekommen haben und in die Infrastruktur geflossen sind, kurbeln den gesamten Wirtschaftskreislauf an. Das muss man sich bewusst machen. Durch ein funktionierendes Skigebiet wie Reinswald wird eine Hotelinvestition erst möglich.

Der 350 m2 große Rooftop Spa verspricht Landschaftskino vom Feinsten

Wenn es ein Wunschkonzert gäbe: In welche Richtung sollte sich der Tourismus im Sarntal entwickeln?
Aus meiner Sicht sollten im Sarntal noch drei bis vier größere Hotels in der 4- bzw. 5-Sterne-Kategorie entstehen, damit wir die Bettenanzahl aufstocken können. Wir sollten aber nicht zu sehr auf den Aufbau setzen, sondern auch auf die Qualität achten. Die Entwicklung darf nicht zu schnell gehen, sonst riskiert man – wie es in anderen Tälern schon der Fall war –, dass bei der heimischen Bevölkerung die Skepsis gegenüber dem ein oder anderen Hotelprojekt wächst. Natürlich sind wir weit weg von so einem Szenario, aber wir sollten eine gesunde und nachhaltige touristische Entwicklung anstreben. Auch die Landschaft muss berücksichtigt werden, immerhin ist die Natur ein großes Kapital und den Gästen sehr wichtig.

Gibt es bereits weitere touristische Projekte oder Vorhaben, die Sie reizen würden?
Ja, es gibt ein Hotelprojekt, das in der Startphase ist. Es gibt bereits eine Idee und es wäre schön, wenn es in Reinswald realisierbar wäre. Ich hoffe aber auch, dass noch weitere Projekte entstehen werden…

The Panoramic Lodge

Zimmer: 30
Mitarbeiter: 18
Nächtigungen (pro Jahr): über 14.000
Jahresumsatz: circa 2 Millionen