BUSINESS TALK

Es gibt nur einen Weg und der geht nach vorne

Die Corona-Krise hat das Leben drastisch verändert. Namenhafte Hoteliers erzählen von ihren einschneidenden Erfahrungen, unerwarteten Erkenntnissen und machen Mut für einen erfolgreichen Neustart.

Klaus Pobitzer
Garberhof
(Mals/Südtirol)

Wie haben Sie das Jahr 2020 in Ihrem Betrieb erlebt?
2020 hatten wir einen richtig tollen Saisonstart mit einer motivierten Mannschaft. Ich hatte das Gefühl, endlich die Früchte unserer Mühe ernten zu dürfen.
Dann kam der März und alles war schlagartig anders. Niemand wusste, wie es weitergeht, was noch kommt und wann dieser ganze Spuk vorüber sein würde. Dabei habe ich trotz des verschobenen Starts nie meine Überzeugung verloren, dass es eine gute Zeit für uns wird. Motiviert wie immer habe ich mich direkt in das nächste spannende Projekt gestürzt und zusammen mit Hilde Van den Dries, einer befreundeten Winzerin, bei uns am Hotel einen Weingarten angelegt.

Sie hatten eine Mitarbeiterin, die mitten im laufenden Betrieb positiv getestet wurde. Wie sind Sie damit umgegangen?
An einem Montag Anfang August kam eine Mitarbeiterin auf mich zu und sagte, sie fühle sich nicht gut und möchte sich auf Corona testen lassen. Natürlich war ich damit einverstanden. Zu dieser Zeit war mir klar, das wird nicht einfach. Im August gab es noch so gut wie keine Fälle, man wusste nicht, wie damit umzugehen ist. Am Mittwoch bekam sie dann einen Testtermin und am Donnerstag erhielten wir das leider positive Resultat. Danach ging alles sehr schnell. In  Zusammenarbeit mit dem Sanitätsbetrieb wurden transparent alle Gäste- und Mitarbeiterlisten ausgehändigt. Das gesamte Küchenteam musste daraufhin in Quarantäne. Spät abends erhielten wir noch die Aufforderung, am nächsten Tag kein Frühstück zu servieren. Es war das reinste Chaos. Die Mitarbeiter an der Rezeption kamen am Tag darauf schon um 6:30 Uhr ins Büro zur Krisensitzung. Uns war klar, wir müssen unsere Gäste sofort informieren. Plötzlich befindet man sich in einer Situation, in der man im Grunde sprachlos ist, und doch nicht schweigen darf. Durch den Ausfall von über 10 Mitarbeitern blieb für uns nur noch die Schließung für fast drei Wochen: trotz vollem Haus und mitten in der Hochsaison. Die Reaktionen der Gäste waren zum Glück durchwegs verständnisvoll. Der nächste Schritt war es, alle Mitarbeiter zu testen. Das war ein langes Prozedere, nicht zu sprechen von der Wartezeit auf die Resultate. Abschließend muss ich zugeben, ja es war belastend, aber dank der Unterstützung meiner Familie und meiner Mitarbeiter kann ich auch nach diesem Erlebnis noch sagen: Es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels.

Was wird sich Ihrer Meinung nach für Ihren Betrieb, aber auch für den Tourismus in Südtirol durch diese Pandemie verändern?
Ich denke, für uns, aber auch für den Tourismus in Südtirol wird sich einiges ändern. Es wird mehr Wert auf Genuss, Raum, Ruhe, Nachhaltigkeit und Sicherheit gelegt. Urlaub wird bewusster erlebt und der Garberhof, sowie Südtirol insgesamt, werden von diesem Bewusstsein profitieren. Ich schaue trotz allem positiv in die Zukunft und freue mich auf die nächsten Jahre.

Dieses Interview wurde am 09.02.2021 geführt.